Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 27. AGSM-Seminars sehen Extremismus als akute Gefahr

21.11.2024

Die politische Situation, insbesondere der wachsende Rechtsextremismus, ist ein drängendes Anliegen der slawischen Minderheiten in Europa. Vom 14. bis 17. November 2024 nahmen Vertreterinnen und Vertreter von 14 Nationalitäten aus 11 Ländern am 27. AGSM-Seminar in Košice (Slowakei) teil, das vom Tschechischen Verein in der Slowakei ausgerichtet wurde.

„Die politische Lage ist in einigen Ländern äußerst kritisch. Dies gilt auch für den schrecklichen Krieg in der Ukraine, der uns als AGSM besonders betrifft. Nationalistisches Denken gewinnt zunehmend an Einfluss. Eine zentrale Frage ist, wie Sprache und Kultur angesichts politischer Unsicherheit bewahrt werden können“, betonte AGSM-Sprecher Hartmut Leipner in seiner Eröffnungsrede.

Er erinnerte daran, dass sich die Situation der autochthonen Minderheiten in Europa im letzten Jahrzehnt erheblich verschlechtert habe. Während es positive Beispiele gebe, zeichneten sich zunehmend negative Trends ab, etwa in den baltischen Staaten, wo russische Schulen geschlossen werden, aber auch in Polen. Zudem würden in Ländern, die das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten und die Sprachencharta ratifiziert haben, die Empfehlungen des Übereinkommens immer häufiger ignoriert. Diese Problematik wurde auch in der Hauptresolution des FUEN-Kongresses in Husum/Hüsem (Deutschland) hervorgehoben.

Diese Gedanken spiegelten sich auch in den Präsentationen der Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsorganisationen der FUEN-Arbeitsgemeinschaft Slawischer Minderheiten und Nationalitäten wider.  Rechtsextremismus nimmt in vielen Ländern zu, was sich auch auf die Arbeit der Organisationen nationaler Minderheiten auswirkt.

Der Anstieg des Extremismus, der Mangel oder der nicht ideale Zustand der Schulbildung in Minderheitensprachen, die Defizite bei der Umsetzung von Minderheitengesetzen sowie der Rückgang der Gemeinschaften, wie die jüngsten Volkszählungsdaten zeigen, waren wiederkehrende Probleme, mit denen viele von ihnen konfrontiert sind.

Die Vorsitzende des Tschechischen Vereins, MUDr. D. Takácsová, empfahl für das nächste Treffen, die Frage der Identität, die Einbindung junger Menschen in die Arbeit der Nationalitäten sowie die Möglichkeiten für grenzüberschreitenden kulturellen Austausch zwischen den Mitgliedern der Arbeitsgruppe zu diskutieren.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten ihre große Wertschätzung für Dr. Ewgen Župan zum Ausdruck, der im Namen der Ruthenen in der Ukraine an der Sitzung teilnahm. Dr. Župan ist Kinderarzt und leitet die entsprechende Abteilung im Krankenhaus der ukrainischen Stadt Mukatschewo. Jeden Tag rettet er das Leben von Kindern, die in Kriegsgebieten verletzt wurden.

Während des Besuchs in der Umgebung von Košice und in der Stadt Stará Ľubovňa erhielten die AGSM-Mitglieder Einblicke in die bewegte Geschichte der multikulturellen Region Ostslowakei. Sie hatten die Gelegenheit, sich mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt zu treffen, um Ideen zum Schutz von Minderheiten auf lokaler Ebene auszutauschen.

 

Die AGSM
Die 1996 gegründete und derzeit 33 Mitgliedsorganisationen umfassende Arbeitsgemeinschaft der Slawischen Minderheiten ist eine etablierte Arbeitsgruppe im Netzwerk der FUEN. Die jährlichen Seminare der slawischen Minderheiten in Europa, die jeweils an einem anderen Ort organisiert werden, haben eine lange Tradition. Im Jahr 2017 übernahm die FUEN-Koordinierungsstelle die Koordination der AGSM, wodurch die langjährigen Bemühungen der Arbeitsgruppe, ihre Aktivitäten weiterzuentwickeln und zu professionalisieren, endlich verwirklicht werden konnten.