"Ultimaten bringen uns nicht weiter", sagt Dawid Statnik von der Domowina

28.03.2023

"Eine Anerkennung der Sorben als „indigenes Volk“ nach der ILO-Konvention 169 würde uns nicht mit Zauberhand politische Selbstbestimmung und Autonomie bringen. Wer sich mit entsprechenden Ultimaten an Politik und Medien wendet, agiert kontraproduktiv und verdreht völkerrechtliche Bestimmungen sowie politische Wirklichkeiten. Viel Lärm um nichts könnte man auch sagen. Außer eines schnell verpuffenden medialen Interesses - Ultimaten machen sich in Überschriften gut - wird dies keine nachhaltigen Veränderungen bringen.

Die Domowina ist seit 1912 und somit nun schon 111 Jahre der Dachverband der Sorben und vereint 200 Gruppen und lokale Vereinigungen, regionale Verbände und überregionale Vereine mit ca. 7.500 Mitgliedern und nicht zuletzt Einzelpersonen in einem starken Netz der sorbischen Zivilgesellschaft. Sie ist somit eine basisdemokratisch organisierte Interessensvertretung aller, die sich für die sorbische Sprache und Kultur begeistern und im Alltag engagieren.

Wir stellen keine Ultimaten. Unser Anspruch ist es, die Interessen der Sorben in der Lausitz gemeinsam mit der Politik und allen gesellschaftlichen Akteuren zu gestalten. Wir sind der Auffassung, dass die angemessene Berücksichtigung der Sorben eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung ist. Wir streben jedoch keine „Reservatslösungen“ an, sondern fordern Teilhabe und Anerkennung auf Augenhöhe. Wir sind Teil der Lausitz und wollen uns konstruktiv einbringen. 

Oftmals verliert sich das politische Engagement in Sonntagsreden und Lippenbekenntnissen - gleichwohl gibt es auch viel Unterstützung und guten Willen. Die Daseinsvorsorge des sorbischen Volkes ist eine politische Verpflichtung. Die Politik in Berlin, Dresden und Potsdam sowie die Sorben selbst sind dabei gefragt.

Neue und zusätzliche Strukturen wie die Etablierung eines Parlamentes halten wir aus vielen Beweggründen heraus für weder praktikabel noch zielführend. Insbesondere die rechtlichen und politischen Hürden werden in der öffentlichen Diskussion gern verschwiegen oder nicht berücksichtigt. Wir sollten die bestehenden Strukturen wo nötig anpassen und neu ausrichten.

Als Nächstes gilt es, das 5. Finanzierungsabkommen für die Sorben zu verhandeln und wir wollen unseren Beitrag im Strukturwandelprozess der Lausitz entwickeln und einbringen. Das wird unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen und viele Ressourcen binden.

Strukturen sind kein Selbstzweck oder persönliche Profilierungsplattformen. Wir bieten weiterhin allen Interessierten und Engagierten an, sich in den Gremien und im Rahmen der Domowina einzubringen. Dies ist der Ort, an dem wir unsere Zukunft gestalten sollten." 

- So die Pressemitteilung der Domowina von 27.03.2023