Vor den brandenburgischen Wahlen: spielt das sorbische Volk eine Rolle?

11.09.2024

Fast alle eingeladenen Parteien nahmen am heutigen Wahlforum der Domowina in Jänschwalde teil. In das Sportlerheim waren 50 Interessenten herbeigeeilt. Der Domowina-Vorsitzende Dawid Statnik begrüßte die Anwesenden in niedersorbischer Sprache und leitete die Diskussion.

Zwei Themen standen besonders im Fokus des Abends: Medien und Bildung. Die Wahlprüfsteine der Domowina und die Antworten politischer Parteien auf diese waren die Grundlage für die Gespräche. Die einen wollen den Rundfunkstaatsvertrag kündigen, die anderen Beiträge senken, gleichzeitig die Qualität aufrechterhalten. Auch auf die grundsätzliche Herausforderung des sorbisch/wendisch-sprechenden Fachpersonals waren die Antworten verschieden.

Ein weiteres Thema war die Ausbildung sorbisch/wendisch-sprachiger Lehrer. Derzeit werden niedersorbische Lehrer in Leipzig und damit in einem anderen Bundesland ausgebildet. Den Vorschlag, die Ausbildung an der BTU in Cottbus-Senftenberg anzubieten, unterstützt die Mehrheit der Anwesenden. Auch für kurzfristige Lösungen zur Sicherstellung des niedersorbischen Unterrichts wurden von politischen Vertretern verschiedene Vorschläge eingebracht.

Eine interessante Diskussion weckte die Frage um den Brauch des Hahnrupfens (łapanje kokota). Die Tierschutzorganisation PETA hat im vergangenen Jahr Strafanzeige erstattet. PETA hatte zuvor bemängelt, dass die Hähne ihrer Meinung nach vor allem getötet werden, um deren Körper "für umstrittene Brauchtumsveranstaltungen auszunutzen". Das Verfahren wurde 2023 eingestellt. Die Mehrheit der Teilnehmer des Wahlforums unterstützt den Brauch und möchte ihn bewahren. In einem Punkt waren sich alle einig – “es ist Sache der Sorben/Wenden”.

Am Wahlforum haben teilgenommen: Isabel Hiekel (MdL, Bündnis 90 / Die Grünen), Annett Bauer (Die Linke), Lars Katzmarek (SPD), Falk Peschel (BSW), Jeff Staudacher (FDPg), Steffen Kubik (MdL, AfD) und Susanne Seng (CDU).

Des Weiteren hat die Domowina eine Übersicht über sorbische Themen in den Wahlprogrammen der politischen Parteien in Brandenburg erstellt.

Aus der heutigen Sitzung des Domowina-Präsidiums im Wendisch-Deutsches Heimatmuseum Jänschwalde 

Seine 36. Sitzung hat das Domowina-Präsidium heute in Janšojce/Jänschwalde durchgeführt.

Letztes Jahr im Juni hatte der Ausschuss des Bundesvorstandes für innere Demokratie und sorbische Zivilgesellschaft die Diskussion über das neue Domowina-Leitprogramm eingeleitet. In mehreren Phasen Zwischenzeit haben Interessierte das Programm ehrenamtlich überarbeitet: die Öffentlichkeit war aufgefordert, sich an der Diskussion zu beteiligen und auch weitere Gremien des Domowina-Bundesvorstandes beschäftigten sich mit dem Entwurf. Inzwischen liegt dem Präsidium der 3. Entwurf vor, welcher in der nächsten Bundesvorstandssitzung am 27.09.2024 in Schleife vorgestellt wird. Das Programm der Domowina soll auf der Domowina-Hauptversammlung nächstes Jahr am 05.04.2025 in Bautzen verabschiedet werden.

Nach der Verfassung der Stadt Cottbus/Chóśebus obliegt dem sorbischen Volk die Möglichkeit, eine Vertreterin oder einen Vertreter in die Stadtausschüsse zu entsenden. So ist der Dachverband aufgefordert Vorschläge in drei Ausschüsse Vertreter zu entsenden. Das Präsidium delegiert in Abstimmung mit dem Regionalverband Niederlausitz folgende Vertreter:

- Franziska Albert (Familiengemeinschaft GROMAŹE) in den Jugendhilfeausschuss

- Angela Šurmanowa (Domowina-Ortsgruppe Cottbus/Chóśebuz) in den Ausschuss für Bildung, Schulen, Sport, Kultur und sorbische Angelegenheiten

- Ole Schmalfuß (Domowina-Jugend Sielow/Źylow) in den Ausschuss für Soziales, Gleichstellung und Minderheitenrechte.

Die Delegierten sind für die nächste Legislaturperiode (2024-2029) mit beratender Stimme in die Ausschüsse berufen.

Des weiteren standen die Wahlen des Rates für sorbische Angelegenheiten in Sachsen für die nächste Periode (2024-2029) auf dem Sitzungssplan, die in der nächsten Bundesvorstandssitzung am 27.09.2024 durchgeführt werden. Der Bundesvorstand soll vier Kandidatinnen oder Kandidaten wählen. Zum Einreichungsende lagen fünf Vorschläge vor.

Im Rahmen seiner Sitzung unterhielt sich das Präsidium mit Vertretern der Vereinigung “Serbski sejm” und lud sie danach zum Wahlforum der Domowina ein.

Foto: Domowina/Judit Šołćina

Pressenachricht von Domowina von 11.09.2024